Startseite | Reihen und Herausgeber | Dissertation veröffentlichen | Autorenbereich | Presse | Über den Verlag | Kontakt | AGB | Datenschutzerklärung | Impressum   
Philosophie Politikwissenschaft Geschichte Recht Religionswissenschaft Pädagogik/Soziologie Orientalistik Literaturwissenschaft Kunst/Altertumswissenschaft Informationswissenschaft Zeitschriften Varia Ebooks
Monografien Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft Bibliotheca Academica Pädagogik Bibliotheca Academica Soziologie Erziehung, Schule, Gesellschaft Familie und Gesellschaft Grenzüberschreitungen Identitäten und Alteritäten Kindheit, Familie, Pädagogik Kultur, Geschichte, Theorie Pädagogik und Ethik System und Geschichte Systematische Pädagogik Transformationen

Ernst, Hans

Ernst, Hans
Ganzheit und Menschlichkeit
Problemgeschichtliche Grundlagen ganzheitlicher, humanistischer Pädagogik und Schulpädagogik in humanethologischer Perspektive. Eine Studie zur Bildungstheorie und Didaktik

1997. 138 Seiten – 155 x 225 mm. Kartoniert
ISBN 978-3-932004-41-4

 

19,00 EUR

Produkt-ID: 978-3-932004-41-4  

incl. 7% USt.

Lieferbar in 3-5 Werktagen  
 
Anzahl:   St


Im ersten Drittel des 20. Jhdts. entstand in europäischer Tradition eine neue Psychologie in Abwendung von der mechanistischen Elementenpsychologie: die nicht-technizistische, psychobiologische Ganzheitspsychologie. In Leipzig, in der Nachfolge des ersten Psychologielehrstuhls in Deutschland (Wundt), begründete Krueger die Zweite Leipziger Psychologenschule, die den Menschen als genetische Ganzheit untersuchte, also entwicklungstheoretisch. Dabei kam die ganzheitliche Betrachtung der Entwicklung der Persönlichkeit sowohl in individueller Perspektive als auch stammesgeschichtlich zur Sprache. Aus der ganzheitspsychologischen Betrachtungsweise entstanden problemgeschichtlich u.a. die Forschungen der Gestaltpsychologen, die organismische Biologie Goldsteins ("Vater der Humanistischen Psychologie" mit Breitenwirkung in Amerika) und die Verhaltensforschung der Lorenz-Schule, aus der heraus Eibl-Eibesfeldt 1984 die Humanethologie in einem Lehrbuch als neue wissenschaftliche Fachrichtung etablieren konnte. Sie ist ganzheitlicher Betrachtung verpflichtet, einer Blickrichtung, die in diesem Werk den Hintergrund bildet, auf dem problemgeschichtlich wesentliche Grundpositionen ganzheitlicher Pädagogik und Schulpädagogik vorgestellt werden.
In dieser Sichtweise kann ein ganzheitlicher Bildungsbegriff konturiert werden, der in Widerspruch zu den geläufigen Bildungsideen der verbreiteten kritischen Didaktiken geraten kann, zumindest aber diese zu Erweiterungen und Präzisierungen herausfordern dürfte. Ohne solche Erweiterungen können die idealistischen Bildungsideen als Artefakte erscheinen, in denen das Bildungsethos einseitig auf Kosten von Familie, Religion, Arbeitswelt, Wirtschaft, Staat und Gesellschaft aus diesen herausgelöst wird, Artefakte, die bei tätigen Praktikern - Pädagogen und Schulpädagogen - zu Befremdungs- und Distanzgefühlen führen können. In der Folge wird die Erziehungswirklichkeit, voran die der Schule, eigene Organisationsformen annehmen, die vom Gros der Erziehungstheoretiker nicht mehr oder nur in idealisierender Distanzierung wahrgenommen werden können. Dabei ist nicht auszuschließen, daß Verwahrlosungs- und Gewalterscheinungen in der Alltagswirklichkeit durch zu hohe idealistische Erwartungen mit induziert werden, gerade auch durch die Problematisierung notwendiger und tragender familiärer und organisatorisch-institutioneller Strukturen.
Die ganzheitliche Betrachtung des Menschen hat Pädagogik und Schule vielfach befruchtet. Viele reformpädagogische Ansätze konnten sich mit der zeitgenössischen Entwicklungspsychologie ganzheitlich begründen (Oelkers). Die ganzheitliche Betrachtungsweise bestimmte dann die Schulpädagogik entwicklungspsychologisch bis in die 70er Jahre mit. Gegenwärtig knüpft die schultheoretisch orientierte Entwicklungspsychologie Fends wieder an diese ganzheitliche Tradition an und beseitigt so ein Theoriedefizit, das durch unberechtigte, "globale Irrelevanzzuschreibung" (Fend) der traditionellen Entwicklungspsychologie entstanden ist. Komplementär dazu versucht diese Arbeit ein Bildungsverständnis grundzulegen, das den Herausforderungen der Gegenwart gewachsen sein möchte.