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Band 2

Vonau, Michael
Quodlibet
Studien zur poetologischen Selbstreflexivität von Jean Pauls Roman "Flegeljahre"

1997. 139 Seiten – 155 x 225 mm. Kartoniert
ISBN 978-3-932004-40-7

 

28,00 EUR

Produkt-ID: 978-3-932004-40-7  

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Jean Paul Friedrich Richters Roman "Flegeljahre" gilt der Literaturwissenschaft seit langem als einer der wichtigsten Vorläufer selbstreflexiver Erzählformen der Moderne. Die vorliegende Studie versucht, diese vermeintliche Modernität durch strukturelle und literaturgeschichtliche Einordnung des Romans zu hinterfragen.
An André Gides Roman "Faux-Monnayeurs" werden die wesentlichen Strukturelemente selbstreflexiven Erzählens der Moderne entwickelt, um in einem weiteren Schritt an ihren literaturgeschichtlichen Entstehungsort, die Erzähltechniken des humoristischen Romans des 18. Jhdts., zurückgeführt zu werden. Die beobachtete Tendenz einer zunehmenden romantechnischen Integration von Selbstreflexionselementen zeitigt in der Romantheorie und -praxis der Frühromantiker Friedrich Schlegel und Clemens Brentano eine neue Qualität selbstreflexiven Erzählens, an die Jean Paul in seinen "Flegeljahren" nahezu bruchlos anzuknüpfen versteht.
Steht Jeans Pauls Roman vom Blickwinkel der strukturellen Analyse selbstreflexiven Erzählens in einer konsequenten Entwicklungsreihe, so zeigt die eigentlich zentrale Analyse der Kunstmetaphorik in den "Flegeljahren" wiederum Brüche in der vorher aufgezeigten Linearität. Das Quodlibet als Prinzip der Kombination an sich heterogener Einzelteile zu einem Ganzen in Musik, Malerei und Literatur erweist sich auf verschiedenen Ebenen als tragende Kunstmetapher des Romans. Im Zusammenhang der Rezeption der Jean Paulschen Romanwerke bezeichnet das Quodlibet, besonders von seiten spätrationalistischer und klassizistischer Kritiker, eine Abwehr vermeintlich manieristischer Stiltendenzen; es wird hier zum selbstbewußten Ausweis eines dritten Weges Jean Pauls zwischen Aufklärung und Romantik. Im Rahmen der Kunsttheorie Jean Pauls bezeichnet die Kunstmetapher Quodlibet das Pendant zu einer konzeptualistischen Neuinterpretation des traditionellen Begriffes der Einbildungskraft in der Nachfolge Humes und Kants. Schließlich versucht eine "quodlibetistische" Lesart des berühmten Schlußtraumes der "Flegeljahre" im strengen Kontrast zu dessen frühromantisch-arabesker Komposition, die allseits beschworene Unauflösbarkeit des Schlußtraumes, wenigstens an zwei ausgewählten Einzelbildern, partiell aufzubrechen.