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Band 14

Chiadò Rana, Christine
Das Weite suchen
Unterwegs in Wolfgang Hildesheimers Prosa

2003. 356 Seiten mit 4 Abbildungen – 155 x 225 mm. Kartoniert
ISBN 978-3-89913-286-1

 

45,00 EUR

Produkt-ID: 978-3-89913-286-1  

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"Das Weite suchen" ist ein höchst paradoxes Unternehmen, denn das "Weite" ist kein faßbares Motiv. Es ist auch kein Ziel. Trotzdem hat Wolfgang Hildesheimer (1916-1991) in seinem Werk immer wieder aufs Neue diese verfängliche Suche angetreten und sie ästhetisch umgesetzt. Die "Weite" ist aber nicht zu erreichen, sondern sie ist nur aufzuspüren in der Suche danach. Den Weg und die Spur dieser paradoxen Suche zeichnet die Sprache. Sie ist immer zugleich ein Suchen und Fliehen, ein Erinnern und Vergessen, ein Füllen und Leeren, ein Verschwinden und ein letzter Überlebensversuch. Das Movens dieser Schreib- und Suchbewegung läßt sich nur unterwegs in Wolfgang Hildesheimers Prosa aufsuchen; dann wird es spürbar bis ins Filigran der einzelnen Texte hinein. Unterwegs ist dann auch die Lektüre: als eine Bewegung der Texte, die sich bei Hildesheimer in spezifischer Weise auf den Leser überträgt. Er taucht dabei nicht nur in die Mikrostruktur dieser Prosa ein, sondern es öffnen sich ihm auch Ausblicke auf Nachbarmedien wie Hörspiel, Bild und Musik.
Die Arbeit ist werkmonographisch angelegt; sie greift jedoch auch verschiedene Epochenfragen auf. So knüpft sie im zentralen Tynset-Kapitel an die Diskussion um die literarische "Bewältigung" der deutschen Vergangenheit an - der "Schrecken" wird hier als Movens der Flucht- und Suchbewegung erkennbar. Vor ihm ist der Text auf der Flucht, doch taucht er unterwegs als ihr eigener Grund immer wieder auf: der Text ist auf der Flucht hin zu dem, wovon er sich abstößt. So entwickelt Tynset ebenso wie der labyrinthische Erinnerungstext Zeiten in Cornwall eine komplexe, ästhetische Alternative zu den zwanghaften Verdrängungs- und Erinnerungsprozeduren in der Literatur der Generation Hildesheimers. Mit Masante hingegen schließt Hildesheimer an das Motiv der Wüstenfahrt in der europäischen Literatur an. Hildesheimer tastet sich hier bis an die Ränder des kulturell markierten Raumes, aber auch bis an die Grenzen der Sprache vor. Kompromisslos stellt er dabei die Frage nach dem Ende des Schreibens. Auch mit der fiktiven Biographie Marbot und stärker noch im Abschiedstext Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge und anderes setzt Hildesheimer das eigene Schreiben aufs Spiel. So werden die Mitteilungen an Max als "Glosse" des Gesamtwerks von Hildesheimer neu lesbar. Und von diesem Ende her stellt sich dieses Gesamtwerk als konsequentes und insofern geschlossenes Ganzes dar, das seit den ersten Lieblosen Legenden immer zur offenen Weite hin unterwegs ist.